über Obernberg

Wann das Tal besiedelt worden ist, bleibt wohl für immer im Dunkel der Vorzeit verborgen. Die ersten Spuren einer Besiedelung können aber bereits in der vorrömischen Zeit nachgewiesen werden. Der am Steinjoch aufgefundene Stein mit einer Höhlung, vermutlich eine heidnische Opferschale, dient heute als Weihwassergefäß beim Kriegerdenkmal im Obernberger Friedhof.

Die ersten Siedler kamen nicht durch die unwirtliche Enge der "Gewanke" (Gries am Brenner) ins Tal, sondern - wie in viele andere Alpentäler auch - über die niederen Jöcher vom Süden. Vielleicht deutet der Name Portjoch (lat. porta = Pforte) darauf hin. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass die ersten Siedler nicht der Viehweiden wegen ins Tal kamen, sondern um die kupferhaltigen Gesteine abzubauen.

Die römische Zeit ging ohne viel Berührung mit den Talbewohnern vorüber, da sich die römischen Legionen vorwiegend an die Haupttäler hielten. Ihr Weg führte sie ursprünglich über das Steinjoch nach Vinaders, wo sie dem Verlauf der Salzstraße folgten.
Erst später rodeten sie den Brenner und zogen über diesen niedrigeren Pass gegen Norden zur Eroberung Germaniens. 

Eine Blütezeit erlebte das Tal im 14. und 15. Jahrhundert durch den Bergbau, der unter anderem in den Sagen vom goldenen Kegelspiel unter dem Rasselstein und von der goldenen Gans unter dem Gänsestein seinen Niederschlag gefunden hat. 

Überreste dieser Zeit sind die Abraumhalden und Knappenlöcher am Eingang des Hinterennstales (hinter dem Waldbauernhof), Familien- und Hofnamen wie Hörtnagl und Hammer sowie die Knappenhöfe, das sind Kleinhäusler auf Gemeindegrund.
Zur gleichen Zeit gab es im Tale bereits 17 Schwaighöfe (Höfe mit überwiegend Viehzucht), welche dem Landesfürsten zinspflichtig waren. Drei Schwaighöfe im inneren Tal zinsten sogar dem Stifte Stams im Oberinntal.

Verwaltungsmäßig gehörte das Gemeindegebiet zur Gerichtsbarkeit des Marktes Matrei, was auch die wirtschaftliche Abhängigkeit von den Orten im Haupttale widerspiegelt, für welche diese Hochtäler meist nur Weide- und Mahdgebiet waren.

Kaiser Maximilian I. (1459 - 1519), der lange Zeit in der Hofburg in Innsbruck residierte, besuchte gerne dieses Tal und freute sich nicht nur an der Gemsenjagd, sondern schätzte auch die Forellen des Obernberger Sees. Dieser nannte sich zur damaligen Zeit Padrinser See. "Dieselben zwai wildseelein haben bed guet vorhen (Forellen) innen", heißt es in seinem Fischereibuch.

Die beginnende Neuzeit brachte eine Rückbildung der Schwaighöfe mit sich, die Änderung der Besiedlungsgrenze (Umwandlung in Almen) und die gänzliche Auflassung des Bergwerkbetriebes, was seine Ursache in der Entdeckung Amerikas und seiner Bodenschätze hatte.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Besiedlungsgrenze nochmals hinaufgeschoben und auch die höher gelegenen Höfe Unter- und Oberrains wieder bewirtschaftet, die als Dauersiedlung erst um 1900 aufgelassen worden sind.

In diese kurze Zeit der Prosperität, und verstärkt durch den barocken Zeitgeist, fällt auch der Bau der Pfarrkirche von Obernberg, die dem hl. Nikolaus geweiht ist. Sie wurde 1760 anstelle einer alten Kirche, welche urkundlich bereits 1339 erwähnt wird, auf einem Bergsturzhügel errichtet. Die Kirche hat eine hochbarocke Ausstattung und noch gut erhaltene Fresken eines unbekannten Meisters (Christoph Anton Mayr) aus derselben Zeit.

1930 wurde die Kirche renoviert, so dass sie wohl eines der schönsten heimischen Gotteshäuser geworden ist. Im Jahre 1972/73 wurde die letzte Außenrenovierung und im Jahre 1987/88 die letzte Innenrenovierung der Pfarrkirche vorgenommen. Die einzigartige Lage der Pfarrkirche macht diese weltbekannt.

Die Gemeinde Obernberg ist die südlichste Gemeinde des nördlichen Wipptales. Die Nachbargemeinden sind Gries am Brenner, Trins, Gschnitz und die Gemeinde Brenner - Gossensaß - Pflersch. Das zehn Kilometer lange Obernbergertal mündet vom Südwesten her bei Gries am Brenner in das nördliche Wipptal. Das Tal führt bis zum Alpenhauptkamm, liegt im Gebirgsstock der Stubaier Alpen und wird vom Obernberger Seebach durchflossen, der seinerseits wieder vom Hinterennsbach, dem Fraderbach und zahlreichen kleinen Wässern gebildet wird.

Das Gemeindegebiet umfasst die Fraktionen Leite, Außertal, Innertal, Gereit, Eben, Frade und Obernbergersee.
Obernberg verfügt über eine eigene Pfarrei, welcher auch der Ortsteil Au der Gemeinde Gries am Brenner angehört. Einen Kindergarten und eine Volksschule unterhält Obernberg selbst. In den letzten Jahren wurden ein Mehrzweckgebäude, ein Volksschul- und Kindergartengebäude neu errichtet. Auch das Gemeindehaus wurde saniert.

Zu den lohnendsten Sehenswürdigkeiten in Obernberg zählen die Obernberger Pfarrkirche und die Kapelle Maria am See, welche am wunderschönen Obernberger See zu Füßen des Obernberger Tribulauns gelegen ist. Auch der Lichtsee ist eine Wanderung wert. Dass Obernberg den Beinamen "Seen- und Bergtourendorf" trägt, kommt nicht von ungefähr. Obernberg verfügt über zahlreiche Touren- und Wandermöglichkeiten mitten im Landschaftsschutzgebiet Obernberger Seen - Tribulaune - Nöss-
lachjoch. 80 Kilometer Wanderwege und Bergwege erfüllen jede Anforderung. Der Hausberg ist der Obernberger Tribulaun, welcher bereits am Taleingang, beim ehemaligen Tribulaunblick, den Blickfang bildet.

Obernberg hat ein lebhaftes Vereinsleben. Neben Musikkapelle, Freiwilliger Feuerwehr, Skiclub, Landjugend, Heimatbühne, TVB Wipptal - Obernberg, Bergrettung gibt es auch eine Ortsgruppe des Pensionistenverbandes und einen Sparverein. 1999 hat sich die Schützenkompanie Obernberg wieder gegründet.